Mittwoch , 15 Mai 2024

Deutschlands Mixed-Staffel gewinnt Silbermedaille bei Auftakt in Oslo

Oslo (Selina Juliana Sauskojus) – Hätte man sich den Weltmeisterschafts-Start spannender vorstellen können? Es war ein Rennen, das alles beinhaltete: packende Schießeinlagen, große Laufduelle und eine letzte Runde, die nicht nur für die Athleten schweißtreibend war. Am Ende triumphierten die Franzosen mit ihrem grandiosen Schlussläufer Fourcade. Trajei Boe gewann Bronze für die Norweger.

Foto: Viessmann-Sport
Foto: Viessmann-Sport

Die diesjährige Weltmeisterschaft in Oslo startete heute mit der Mixed Staffel – der jüngsten Disziplin im WM-Zirkus. Das deutsche Team setzte mit seiner Besetzung gleich ein eindeutiges Zeichen: Franziska Preuss, Franziska Hildebrand, ein wieder genesener Arnd Peiffer und Simon Schempp sollten schon am ersten Wettbewerbstag zeigen, dass die deutsche Mannschaft mit großen Ambitionen angereist war. Doch auch die anderen Nationen trumpften von Beginn an groß auf: die Norweger setzten die Boe-Brüder, die Franzosen Marie Dorin Habert und Martin Fourcade, für Russland sollte Staffel-Spezialist Anton Shipulin eine Medaille einfahren und auch die Italiener und Ukrainer traten mit ihren stärksten Kräften an. Das tschechische Team, die Sieger aus Kontiolahti, wollten mit Gabriela Soukalova, Veronika Vitkova, Michal Slesingr und Michal Krcmar, ihren WM-Titel verteidigen.

Franziska Preuss eröffnete das Rennen für das deutsche Team. Nach dem ersten Schießen musste sie jedoch erstmal eine kleine Lücke zu den Führenden reißen lassen. Mit zwei Nachladern positionierte sie sich vorerst auf Rang 17 mit zwanzig Sekunden Rückstand auf die Französin Anais Bescond, die fehlerfrei geblieben war. Ihr folgte ebenfalls fehlerfrei Susan Dunklee für die USA, Selina Gasparin für die Schweiz und die Japanerin Tachizaki.

Susan Dunklee und Anais Bescond konnten auf der Strecke eine kleine Lücke zur Konkurrenz reißen. Die Französin konnte knapp die Strafrunde vermeiden und auch Susan Dunklee musste die Schnellschützinnen Marte Olsbu und Dorothea Wierer gewähren lassen. Franziska Preuss blieb fehlerfrei und setzte sich auf den sechsten Platz, 15 Sekunden hinter Olsbu. Ekaterina Shumilova verpasste der russischen Staffel schon früh einen ersten Dämpfer, sie musste einmal in die Strafrunde und lag nach dem zweiten Schießen bereits 1:21 Minuten zurück.

Susan Dunklee wechselte als erste auf ihre Kollegin Hannah Dreissigacker, Marte Olsbu übergab an Tiril Eckhoff. An dritter Position wechselte die ukrainische Staffel von Valj Semerenko auf Olena Pidrushna. Auf Platz 4, sechzehn Sekunden hinter Dunklee, schickte Preuss dann Franziska Hildebran auf die Strecke.

Beim zweiten Liegendschießen blieb keine der führenden Athletinnen ohne Nachlader. Dennoch bildete sich nun ein starkes Führungsquintett aus Olena Pidrushna, Tiril Eckhoff, Hannah Dreissigacker, Marie Dorin Habert und Franziska Hildebrand, die zwei Nachlader benötigt hatte, heraus. Die Amerikanerin musste bis zum Stehendschießen von den Führenden ablassen.

Am Schießstand brillierte Franziska Hildebrand und sie brachte die deutsche Staffel mit einer fehlerfreien Einlage in Führung. Ihr folgten Marie Dorin Habert und Olena Pidrushna. Tiril Eckhoff folgte vierzehn Sekunden nach Hildebrand.

Auf der Schlussrunde wurde die Deutsche von Dorin Habert überholt. Die Französin stürzte jedoch und Hildebrand konnte sich wieder in Führung setzen, musste sich dann aber einer bärenstarken Tiril Eckhoff erwähren. Diese schickte Johannes Thingnes Boe nicht einmal eine Sekunde vor Arnd Peiffer ins Rennen. Marie Dorin Habert übergab nur zwei Zehntel Sekunden später auf Quentin Fillon Maillet – zeitgleich mit Olena Pidrushna, die auf Sergey Semenov wechselte. Die tschechische Staffel schickte mit 36 Sekunden Rückstand auf Norwegen auf Michal Slesingr.

Beim ersten Schießen der Herren lieferte der Ukrainer Semenov die schnellste Salve ab. Er setzte sich knapp vor dem fehlerfreien Arnd Peiffer auf den ersten Rang. Johannes Thingnes Boe folgte mit einem Nachlader knapp elf Sekunden später. Fillon Maillet benötigte zwei Nachlader und ging zwanzig Sekunden nach Semenov auf die Runde zurück. Auf der Strecke konnte der Norweger schnell auf das Führungsduo aufschließen.

Beinahe synchron schossen Peiffer, Semenov, Boe und Fillon Maillet bei ihrem letzten Schießen. Jeder brauchte einen Nachlader. Wieder war es Semenov, der die Aufgabe am schnellsten löste und sich knapp vor Peiffer und Boe in Führung setzte. Der Franzose folgte vier Sekunden später. Die Tschechen hielten sich auf dem fünften Rang, der Rückstand war aber bereits auf 46 Sekunden angewachsen.

Auf der letzten Runde blies Johannes Thingnes Boe im Anstieg zur Attacke auf Sergey Semenov. Dennoch wechselte das Führungsquartett beinahe zeitgleich. Nun wechselten die Herren auf ihre Schlussläufer – und nominell war dies ein Duell der Giganten. Martin Fourcade, Tarjei Boe, Außenseiter Dmytro Pidruchnyi und natürlich Simon Schempp schienen den Sieg nun unter sich auszumachen. Die Tschechen schickten auf dem fünften Rang mit knapp 50 Sekunden Rückstand Michal Krcmar. Auf dem sechsten Rang wechselte Evgenyi Garanichev auf Anton Shipulin, doch 1:18 Minuten sollten auch für einen Staffel-Experten wie ihn zu viel sein.

Beim letzten Liegendschießen war es der vermeintlich schwächste der Gruppe, Dmytro Pidruchnyi, der sich mit einer fehlerfreien Serie in Führung setzte. Ihm folgte ein bedächtig aber fehlerfrei schießender Martin Fourcade. Simon Schempp benötigte einen Nachlader, um den beiden acht Sekunden später folgen zu können. Tarjei Boe hielt die Spannung, vor allem für das heimische Publikum, hoch. Er benötigte alle Nachlader, bevor er dem Führungstrio achtzehn Sekunden später folgen konnte.

Auf der Strecke hatte der Ukrainer Martin Fourcade nicht viel entgegenzusetzen. Der Franzose nutzte die Gelegenheit und riss eine Lücke. Schempp, der Pidruchnyi ebenfalls hinter sich ließ, gab sein Bestes Anschluss an den Franzosen zu finden.

Im Schützen-Duell Schempp und Fourcade behielt der Franzose knapp die Nase vorn. Obwohl beide einen Nachlader benötigten, war der Franzose 1,7 Sekunden schneller als der Deutsche. Auch Trajei Boe gab noch einmal alles und legte eine schnelle fehlerfreie Serie hin. Er folgte den Führenden sieben Sekunden später auf die finale Runde.

Wenn jemand weiß, wie es sich anfühlt einen Zweikampf auf der letzten Runde ausfechten zu müssen, dann ist es wohl Simon Schempp. Nach zahllosen Duellen mit Anton Shipulin hatte Schempp nun keinen geringeren als Martin Fourcade vor den Brettern, der nicht umsonst als Meister der Taktik gilt. Am Ende entschied aber nicht Taktik, sondern Kraft. Simon Schempp musste schon vor der Zielgeraden abreißen lassen auf seinen Konkurrenten und holte die erste silberne Medaille für das deutsche Team bei dieser Weltmeisterschaft. Tarjei Boe sicherte das erste Edelmetall für die Norweger.

Die Mixed-Staffel verspricht für die kommenden Rennen eine enorm hohe Leistungsdichte. Am Samstag wird es bei den ersten Einzelrennen spannend. Um 11.30 Uhr werden dann die Männer im Sprint den Anfang machen, die Damen folgen um 14.30 Uhr.

Foto: Andrei Ivanov
Foto: Andrei Ivanov

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