St. Christina in Gröden – Michela Ponza ist eine Südtiroler Biathletin. Die sympathische Grödnerin stammt aus dem Grödnertal. Die 34-jährige, routinierte Athletin gehört der Sportgruppe der Finanzpolizei an. Ponza, die alle liebevoll „Micky“ nennen, konnte das erste Mal 2003 aufs Weltcuppodium klettern. Das war am Holmenkollen in der norwegischen Hauptstadt Oslo der Fall.
Unvergessen ist auch der sehr gute fünfte Platz bei den Olympischen Winterspielen 2006 in Turin, den sie im 10-km-Verfolgungsrennen erzielte. Die Südtirolerin, die zu den besten Schützinnen weltweit zählt, konnte ihre gute Form auch bei der WM auf heimischen Schnee in Antholz im Folgejahr unter Beweis stellen. Die Ränge sechs bzw. acht im Sprint bzw. in der Verfolgung können sich durchaus sehen lassen.
2008 wurde sie dank zweier dritten Plätzen und einem zweiten Rang ausgezeichnete Zehnte im Gesamtweltcup. In der Disziplinenwertung des Massenstarts wurde sie Dritte. Sie musste lediglich Kati Wilhelm und Magdalena Neuner den Vortritt lassen.
Die 27-fache Italienmeisterin nahm auch bei den Olympischen Winterspielen vor vier Jahren in Vancouver teil. Hier wurde sie mit den Rängen 27 im Einzel bzw. elf in der Staffel weit unter Wert geschlagen. Für Aufsehen sorgte sie jedoch in der letzten Saison, als sie mit ihren Teamkolleginnen Karin Oberhofer, Nicole Gontier und Dorothea Wierer italienische Sportgeschichte schrieb. Sie erreichte mit der Staffel den dritten Rang bei der WM im mährischen Nové Město. Noch nie gelang es einer italienischen Mannschaft der Damen, im Biathlonsport im Rahmen von Welttitelkämpfen eine Medaille zu ergattern.
Wir von biathlon-news.de nutzten die Möglichkeit, um mit der Grödnerin, die aus einer sehr sportlichen Familie stammt, ein kleines Gespräch zu führen und unterhielten uns mit ihr über ihren Sport, ihre Anfänge und vieles mehr.
biathlon-news.de: Michela, was ist in deinen Augen das Fesselnde und in der gleichen Weise Spannende am Biathlon?
Michela Ponza: Biathlon ist einfach spannend, die Situation ändert sich bei jedem Schießen und bis zum Schluss ist alles möglich, und das nicht nur für die Zuschauer. Auch für uns Athleten ist dieser Sport einzigartig: das Training ist sehr abwechslungsreich und findet meistens in der Natur statt. Geht ein Wettkampf einmal daneben, hat man bereits im nächsten gleich die Chance, sich zu revanchieren.
biathlon-news.de: Mit welchem Lebensjahr hast du mit dieser spannenden Sportart begonnen?
M. P. Meine Eltern waren beide Langläufer, und ich stand schon im Alter von zwei Jahren auf den Skiern. Mit zehn Jahren habe ich mit den ersten Wettkämpfen begonnen. Als im Nachbardorf ein Schießstand für die Sportschützen errichtet wurde, habe ich mit meiner Schwester meine ersten Schüsse abgefeuert. Im Alter von 14 Jahren bin ich dann zum Biathlon gewechselt.
biathlon-news.de: Wann sollte man, wenn man Biathlon als Leistungssport ausüben möchte, mit dieser Disziplin beginnen?
M. P.: Die Zeiten haben sich seit meinem Anfang geändert. Heutzutage fangen die Kinder schon viel früher an. Ich glaube, dass es wichtig ist, Spaß daran zu haben. Sonst kann es passieren, dass man nach einigen Jahren professionellen Trainings schon genug hat.
biathlon-news.de: Du wurdest sage und schreibe 27 Mal Italienmeisterin. Welcher Titel war für dich der Schönste?
M. P. : In der Vergangenheit sind meine Mannschaftskollegen immer stärker geworden, und es ist nicht mehr so leicht, zu gewinnen. Wenn ich aber einen Titel erwähnen will, so ist es mein letzter, den ich bei den Sommer-Wettkämpfen 2012 erreicht habe. Über ihn habe ich mich sehr gefreut.
biathlon-news.de: Gibt es ein Vorbild, an dem du dich besonders gerne orientierst, und warum ist es gerade diese/r Athlet/in?
M. P. : Als ich mir die Wettkämpfe noch im Fernsehen angeschaut habe, hat mir außerordentlich gut die Schwedin Magdalena Forsberg gefallen. Ich glaube jedoch, dass man von sehr vielen Athleten lernen kann, auch wenn sie nicht in den Spitzenplätzen landen.
biathlon-news.de: Blicken wir in die Zukunft: Was muss alles passen, dass du bei den Olympischen Spielen in Sotschi dabei bist?
M. P. : Zuerst ist es mein Ziel, physisch meine 100 Prozent abzurufen. Das gelingt mir schon seit Jahren nicht mehr. Dazu müssen die ganzen Scheiben geschossen werden, die Skier schnell sein, und darüber sollte man auch den richtigen Tag erwischen.
biathlon-news.de: Die Strecke in Russland liegt auf fast 1450 Meter Seehöhe. Wie kann man sich optimal vorbereiten?
M. P. : Ich wohne selbst auf 1300 Metern Seehöhe und habe den Unterschied nicht so sehr gespürt. Nichtsdestotrotz haben wir mit der Mannschaft einige Höhenlager absolviert, um uns dann schneller und effizienter an Sotschi anzupassen.
biathlon-news.de: Was gefällt dir beim Biathlon besser, das Schießen oder das Laufen, und warum?
M. P. : Wenn ich ehrlich bin, war Schießen immer meine Stärke. Aber ich mag beides gerne!
biathlon-news.de: Michela, hast du in den Sommertrainings den Hauptschwerpunkt gelegt?
M. P. : Im Sommer habe ich viel gearbeitet, da sich mein Körper bei einem großem Trainingspensum schwer tut. Das hatte zur Folge, dass ich im Herbst sehr müde und seit einem Monat immer wieder krank war. Aber ob sich das Ganze ausgezahlt hat, werden wir dann im Laufe des Winters sehen. Vielleicht habe ich genau das gebraucht! Am Schießstand habe ich versucht, schneller zu werden. Mal sehen, wie es dann im Wettkampf ist.
biathlon-news.de: Wie schaut ein typischer Trainingstag von Michela Ponza aus?
M. P. : Wie bereits erwähnt, zeichnet sich das Training durch Abwechslung aus. Zudem gibt es keinen typischen Tag für mich. Also, langweilig ist es nie!
biathlon-news.de: Was kann man über deinen weiteren Fahrplan bis zum Auftakt im schwedischen Östersund in Erfahrung bringen?
M. P. : Nach dem Trainingslager im norwegischen Sjusjøen werden wir noch eine Woche zu Hause bleiben. Und dann geht’s los…!
biathlon-news.de: Welcher Ratschlag war der beste, den man dir im Laufe deiner langen Karriere mitgeben hat, und wie lautet er?
M. P. : Viele Ratschläge, Hinweise und Tipps schwirren mir durch den Kopf. Aber ich könnte jetzt keinen auf Anhieb speziellen erwähnen!
biathlon-news.de: Mit welcher Begründung würdest du jemanden gerne von deiner Sportart überzeugen, sie auszuüben?
M. P.: Biathlon ist spannend, abwechslungsreich im Training, und man ist viel in der Natur!
biathlon-news.de: Warum kannst du dir ein Leben ohne Biathlon gar nicht mehr vorstellen?
M. P.: Ich bin jetzt schon lange dabei, und dennoch mache ich mir langsam auch Gedanken, einen anderen Weg einzuschlagen…
Interview für Biathlon-News.de: Andreas Raffeiner