Donnerstag , 25 April 2024

Interview mit Philipp Nawrath: „Ich möchte mich im Weltcupteam etablieren“

In der vergangenen Saison feierte Philipp Nawrath gemeinsam mit Erik Lesser, Benedikt Doll und Arnd Peiffer in der Staffel von Nové Město seinen ersten Weltcupsieg. Im IBU-Cup verpasste der 28-Jährige den Gewinn der Gesamtwertung um sechs Punkte. Im kommenden Winter will er sich endgültig in der Nationalmannschaft etablieren.

20.02.21, Brezno-Osrblie, Slovakia (SVK):
Philipp Nawrath (GER) – IBU Cup Biathlon, sprint men, Brezno-Osrblie (SVK) – Foto: © Stancik/IBU

Philipp, die Wettkämpfe der Deutschen Meisterschaft liegen hinter dir. Wie bist du mit den Ergebnissen zufrieden?

Das Wochenende am Arber war für mich durchwachsen. Es lief nicht optimal und dementsprechend bin ich mit meinen Ergebnissen (12. Platz im Einzel und 17. Platz im Sprint) nicht zufrieden. In der Verfolgung am Sonntag konnte ich mit der besten Nettozeit den sechsten Platz erreichen. Das war ein gelungener Abschluss für mich. Nach meinen guten Trainingsleistungen im Vorfeld hatte ich mir mehr erhofft. Allerdings ist die Deutsche Meisterschaft in diesem Jahr nicht entscheidend für die Qualifikation für den Weltcup. Aber natürlich möchte ich das Vertrauen, das mir die Trainer entgegenbringen mit guten Leistungen zurückgeben.

Wie war es, wieder vor Zuschauern zu laufen?

Es hat Spaß gemacht. Jeden Tag kamen mehr Fans ins Stadion und die Stimmung war super. Nach der langen Zeit ohne Zuschauer war das ein besonderes Erlebnis.

Wie lief die Vorbereitung bis jetzt für dich?

Ich bin sehr zufrieden mit meiner Vorbereitung. Im Gegensatz zum vergangenen Sommer und Herbst konnte ich bisher ohne Ausfall trainieren und die Einheiten wie geplant umsetzen. Bei den Lehrgängen mit der Mannschaft in Italien und Frankreich hatten wir beste Trainingsbedingungen. Gemeinsam mit Johannes Kühn war ich im Mai auf Mallorca und habe Kilometer auf dem Rad gesammelt.

Wie geht es jetzt weiter bis zum Start der Weltcupsaison?

Nach einer Woche Urlaub nach den Deutschen Meisterschaften fahren wir Anfang Oktober nach Ramsau am Dachstein für einen weiteren Lehrgang. Wir hoffen, dass wir auf dem Gletscher schon auf Schnee trainieren können. Dann schließt sich noch ein Trainingslager in Antholz an. Die Tage bis zum Start der Saison sind gezählt.

Was erwartest du von der anstehenden Saison?

Mein Ziel ist es mich im Weltcupteam weiter zu etablieren und regelmäßig eine Platzierung unter den besten 15 zu erreichen. Ich möchte mich für die Olympischen Spiele qualifizieren. Eine olympische Medaille ist ein Traum von mir.

Die Olympischen Spiele und das IOC stehen immer wieder in der Kritik. Wie gehst du als Sportler mit dieser Situation um?

Ich kann die Kritik nachvollziehen, aber aus meiner Sicht sind die Sportler nicht für die politische Agenda verantwortlich. Ich versuche mich von der gedämpften Stimmung nicht beeindrucken zu lassen und bereite mich bestmöglich auf Olympia vor. Wenn ich in Peking am Start stehe, will ich mein Bestes geben. Ich träume seit meiner Kindheit von einer Olympiamedaille.

Einer, der sich diesen Traum bereits erfüllt hat, ist Michael Greis. Euch verbindet die gemeinsame Heimat Nesselwang. Gibt er dir manchmal Tipps?

Ja. Michael Greis steht mir gerne beratend zur Seite. Ich kann ihn immer anrufen, wenn ich eine Frage habe. Er hat mir zum Beispiel zu meinem Start beim City-Biathlon Wiesbaden verholfen. Ich habe Respekt vor ihm und seinen Leistungen. Wir sind zwar individuelle Sportler, haben aber einen ähnlichen Karriereweg.

Im Sommer habt ihr gemeinsam eine Trainingseinheit für die Nachwuchsbiathleten des Ski-Klub Nesselwang organisiert. Kannst du dir vorstellen, in Zukunft als Trainer zu arbeiten?

Das ist für mich auf jeden Fall eine Option für die Zeit nach meiner aktiven Sportlerlaufbahn. Ich habe bereits den C-Trainerschein für Biathlon und den A-Trainerschein für den Breitensport Langlauf. Es macht mir Spaß, anderen Inhalte zu vermitteln und die Begeisterung für den Sport bei den jungen Athleten zu sehen.

Arbeitest du mit einem Mentaltrainer zusammen?

Im Moment arbeite ich nicht mit einem Mentaltrainer zusammen. Das könnte aber ein Thema sein, das ich in Zukunft angehen möchte.

Nach dem Rücktritt von Simon Schempp und Arnd Peiffer wurden zwei Plätze in der Nationalmannschaft frei. Wie ist die Stimmung im Team?

Die Stimmung im Team ist super. Das merkt man besonders, wenn wir Fußball spielen. Aber ich merke auch, dass jeder angespannt ist. Keiner kann sich sicher sein, wo er in der nächsten Saison läuft und daher will jeder sein Bestes zeigen. Benedikt Doll und Erik Lesser haben in der Saisonvorbereitung viel individuelles Training gemacht. Die Beiden sind Weltspitze-Athleten. Ich freue mich auf die nächsten gemeinsamen Lehrgänge.

Ein besonderer Moment in der letzten Saison war sicher der Sieg in der Staffel von Nové Město. Warst du vor deinem Start nervös?

Ich hatte Lampenfieber, obwohl ich mit einem Vorsprung auf die Strecke gegangen bin. Mit jedem Meter löste sich dann die Spannung. Mein Einsatz kam für mich überraschend. Als Mark Kirchner bei der Mannschaftsbesprechung die ersten drei Positionen nannte, dachte ich schon daran, wie ich mein nächstes Training gestalte. Umso erfreulicher war, dass ich das Vertrauen für die Schlussposition bekommen habe. Ich habe mich dann auf meine guten Rennen in den Staffeln des IBU-Cups erinnert und versucht mich auf mein Rennen zu konzentrieren.

Foto: © Stancik/IBU

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